Wednesday, 16 June 2010

gedicht

An den West-wind Daß Er Ihn zu Ihm bringe

Fleug / feuchter Zefyr / aus / fleug / wie nach deiner Floren
du itzt noch pflegst zu thun. Such meinen Auffenthalt /
Ob er bey deinem ist / durch diesen Tannen-Wald.
Such / wie du deine hast / so hab ich ihn verlohren.
Such ihn / und sag ihm das in seine leise Ohren:
Dort ist er / der dich wünscht / du Göttliche Gestalt:
Dort ist er / der dich hofft. Erfreust du ihn nicht bald /
So hat er seinen Ort zum Grabe schon erkohren.
Nim ihn / so bald er will / in deinen Blumen-schoß /
daß keine trübe Lufft auff meine Schönheit stoß’ /
und helle sie in dich / und laß es niemand wissen.
Hier wart’ ich / meine Post / ich warte mit Begier /
dich bald zu nähmen an / mit tausent Göttern hier;
Ihn / meiner Augen-Trost / mit hundert tausent Küssen.

Paul Fleming

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